Hans-Joachim Hespos

*  13. März 1938

†  18. Juli 2022

von Felicitas Walter Reinhard Schulz

Essay

Hans-Joachim Hespos hat wie kaum ein zweiter Komponist in seinem Werk eine Reaktion auf die Debatten um die sogenannte »Postmoderne« (oder gar eine Adaption derselben) verweigert – ebenso auch auf den mehr installierten denn schöpferisch erarbeiteten Begriff der »Zweiten Moderne«. Künstlerisches Tun war ihm stets Wagnis des Äußersten, Verausgabung – etwas, was er in selbem Maße von sich als Komponist wie auch von den Interpreten einforderte. Das Freisetzen der (auch verborgenen oder verbogenen) Energien des ausübenden Musikers rückte dabei in den neueren (späteren) Werken immer mehr in den Vordergrund. Freisetzen, das hat im musikalischen wie auch im gesellschaftlichen Umfeld mit Freiheit zu tun. Diese Freiheit sieht Hespos durch postmoderne Rückwendungen, durch das kleinmütige Vertrauen auf künstlerische Wirkungsmuster verraten. »neue musik« ist, so scheint es, »zu allermeist von gestern, langweilig, ideenlos. ohne potenzial, ohne faszination. eine attitüde von zwergen, harmlos«, äußerte er in einem Interview (Hespos 2007, 12). Kunst, und damit auch die Musik, habe sich emphatisch mit den Erkenntnissen der Wissenschaften wie Physik, Astrophysik, Mathematik, Biochemie usw. auseinanderzusetzen und darauf schöpferisch zu reagieren.

In einem der Hauptwerke nach 2000, in der »großen Oper« iOPAL, schrieb Hespos ...